Das Salz der Erde

Forschen am Deutschen Bergbau-Museum

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Eine Frau sitzt auf einem rötlich schimmernden Felsen.

Wissenschaft ist nicht gleich Wissenschaft – das galt früher und das gilt heute in verschärfter Form. Nur wer international vernetzt ist und nach dem Motto publish or perish agiert, hat auch Chancen auf Forschungsgelder, kann an staatlich unterstützte Organisationen und Kooperationsprojekte andocken. Eine Möglichkeit für Museen in den Olymp der avancierten Forschungsmuseen aufzusteigen, ist die Aufnahme in den Kreis der Leibniz-Gemeinschaft. Doch ist dies ein ehrgeiziges Ziel, das vor allem naturwissenschaftlichen und jenen Museen gelingt, die technologische Untersuchungsmethoden nutzen. Darunter ist auch das Deutsche Bergbau-Museum (DBM), dessen erstaunliche Geschichte wie ein Märchen klingt.

2018 endete in Deutschland der Kohlebergbau und damit das Industriezeitalter, das Kohle fraß und Stahl ausspie. Es gab Tausenden von Bergleuten über Generationen hinweg Arbeit, vor allem in Nordrhein-Westfalen, im Ruhrgebiet. Was davon blieb, war das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum, einst gegründet von der Westfälischen Berggewerkschaftskasse agiert es heute als Leibniz-Museum und Forschungszentrum. Wo früher Großväter ihren Enkeln Sohle und Streb erklärten, geht es heute um Spezialwissenschaften wie die Montanarchäologie, also die Nutzungsgeschichte mineralischer Rohstoffe. Schon längst dreht sich nicht mehr alles um die Kohle, sondern auch um andere Stoffe wie etwa das Salz.

„Ohne Salz kein Überleben“, sagt Thomas Stöllner, Leiter der Forschungsabteilung des DBM. Er ist international gefragter Montanarchäologe und Experte für Salzbergwerke. Seit dem Neolithikum, seit die Menschen Getreide anbauten und als Lebensmittel nutzten, sei für den Stoffwechsel des Menschen Salz immer wichtiger geworden. Bis in die heutige Zeit sei der Bedarf stetig gestiegen. Das Mineral spiele auch in der Metallurgie, als Heilmittel und als Mittel der Konservierung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle.

Die Salzmänner von Zanjan

Spektakuläre Funde wie die 1994 bis 2010 ausgegrabenen „Salzmänner von Zanjan“ ermöglichten wichtige Aufschlüsse über den antiken Salzbergbau und damit das Leben der Menschen vor 2500 Jahren. Konserviert durch das dem Körper die Flüssigkeit entziehende Salz sind die menschlichen Überreste erstaunlich gut erhalten. Es sind fünf oder sechs menschliche Körper gefunden worden, genau lasse sich das nicht genau sagen. Sie trugen Wollkleidung, Lederstiefel, Waffen und Schmuck. Seit 2010 leitet Stöllner in Zusammenarbeit mit iranischen Partnern das internationale, interdisziplinäre Team, das in Chehrabad/Zanjan nach menschlicher Aktivität sucht. Erst in diesem Frühjahr konnten weitere Teile des Bergwerks aus sassanidischer wie achaemenidischer Zeit freigelegt, untersucht und dokumentiert werden.

Das Foto zeigt ein beleuchtetes Fördergerüst hinter einem Gebäude, auf dem in Leuchtbuchstaben Deutsches Bergbau-Museum zu lesen ist.
Das Fördergerüst auf dem Gelände des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum stammt von der Zeche Germania in Dortmund/Marten.
Das Foto zeigt das Innere eines mit Holz ausgekleideten Schachts, im Vordergrund diverse Pumpen und Bohrwerkzeuge.
Wie es unter Tage zugegangen ist, lässt sich im Anschauungsbergwerk des Deutschen Bergbau-Museum in Bochum erleben.