Das Auge Napoleons
Über das Leben des Kunsträubers Dominique-Vivant Denon
Wenn der Begriff Raubkunst fällt, ist meist von der systematischen Ausplünderung der Kunstsammlungen deutscher Juden durch den NS-Staat die Rede. Und von der viel zu lange auf Sparflamme betriebenen Provenienzforschung, die in den vergangenen Jahren in den deutschen Museen massiv ausgebaut wurde. Darüber geriet völlig aus dem Blick, dass über Jahrtausende der Abtransport von herausragenden Kunstwerken zum Maßnahmenpaket einer jeden Siegermacht gehörte. Besonders ehrgeizig in dieser Hinsicht zeigte sich Napoleon, der sich infolge seiner Kriegszüge erdreistete, Museen in Berlin, Rom und Wien zu plündern. Das geschah nicht unkontrolliert, sondern durch Experten, die in der Nachhut Napoleons die Schlösser und Museen durchkämmten. Für Kunstgegenstände aller Art zuständig war ein gewisser Dominique-Vivant Denon, der für Napoleon zielsicher die Meisterwerke herauspickte, die er dann als Kriegstrophäen nach Paris abtransportieren ließ. In der Folge entstand für wenige Jahre zum Ruhm der französischen Nation ein an Umfang und Qualität nicht zu übertreffendes Museum der Superlative, die Vorgängerinstitution des heutigen Louvre.
Aber wer war der von Museumskollegen in ganz Europa gefürchtete wie geachtete Denon, nach dem noch heute ein Gebäudeteil des Louvre benannt ist? Reinhard Kaiser hat eine detaillierte Biografie des Gentleman-Kunsträubers geschrieben, der nicht nur ein leidenschaftlicher Kunstsammler war, sondern auch ein geistreicher Briefeschreiber. Im Plauderton verknüpft der Autor zahlreiche Quellentexte mit der Essenz umfangreicher Sekundärliteratur zur Geschichte des Louvre und der politischen Verhältnisse um 1800. Dabei stellt sich heraus, dass der Autor – wie Vivant Denon – ein Sucher und Finder ist, zwar nicht von Kunstwerken, aber von wahren Geschichten, die – wie Kaiser in einem Interview sagte – sich niemand ausdenken könnte. Bereits Mitte der 1990er Jahre war Kaiser in seiner Eigenschaft als Übersetzer auf die Figur des Vivant Denon gestoßen. Seitdem hat ihn die Lebensgeschichte des gewandtagierenden Kunstsammlers nicht mehr losgelassen. In der 400 Seiten umfassenden Biografie leuchtet er nicht nur ein besonderes Lebens aus, sondern liefert auch ein Schlaglicht auf eine Zeit des politischen Umbruchs.
Karriereknick durch galantes Abenteuer
Zur Welt gekommen ist Denon im absolutistischen, aber aufgeklärten Frankreich. Der 1747 in Burgund geborene Edelmann sollte eigentlich in Paris die Rechte studieren, widmete sich jedoch lieber dem Zeichnen und erlernte die Technik des Radierens. Durch sein angenehmes Wesen und seine umfassende Bildung erlangte Denon Zugang zum Hofe Ludwigs des XV. und empfahl sich bei Hofe für die Diplomaten-Laufbahn. Ein galantes, aber politisch problematisches Abenteuer in St. Petersburg brachte ihm jedoch einen mehrjährigen unbezahlten Urlaub ein, den er zum Teil in Italien verbrachte, wo er gegen Honorar Zeichnungen und Radierungen für einen Bildband über Italien herstellte. 1779 schließlich wurde er in Neapel zum Botschaftssekretär ernannt. Er begann neben seiner Arbeit zu sammeln, zunächst antike Vasen, später sind es Zeichnungen und Druckgrafiken. Schon damals ließ Denon in Pompeji, wo er sich durch Bestechung Zugang zu den Ruinen verschafft hatte, einen Frauenschädel unter seinem Mantel verschwinden. Und mehr als zehn Jahre später würde er bei einer Expedition in der Nachhut des Ägypten-Feldzugs Napoleons einen mumifizierten weiblichen Fuß mitgehen lassen.
Den Beginn der Französischen Revolution verfolgte der inzwischen durch ein Erbe unabhängige Privatier aus der Ferne, aus Venedig, wo der 41-Jährige die ebenso geistreiche wie schöne Salonière Isabella Teotochi Marin kennenlernte, mit der er bis ins hohe Alter brieflich in engem Kontakt blieb. Genaueres über Denons Beziehung zu der verheirateten Frau ist dank der zahlreichen Briefe Denons an Isabella, aber auch dank der erhalten gebliebenen Spitzelberichte der Inquisition von Venedig dokumentiert. Denon wurde überwacht, weil man ihn verdächtigte, mit den revolutionären Jakobinern in Frankreich zu sympathisieren: 1793 wurde er aus Venedig ausgewiesen.
Schweren Herzens kehrte er nach Paris zurück, wo er das Musée Central des Arts für sich entdeckte, das erste öffentliche Museum in Frankreich. Es war auf Betreiben des Revolutionsmalers Jacques Louis David entstanden, der im Nationalkonvent saß und auch zum sogenannten Wohlfahrtsausschuss beste Kontakte pflegte. Das Museum wurde in den Räumen des alten Louvre-Palasts und der parallel zur Seine verlaufenden Grande Galerie untergebracht. Es zeigte 537 Gemälde sowie 124 Skulpturen und Kunstobjekte, die größtenteils nach der Entmachtung des Königs aus Versailles herbeigeschafft worden waren.
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