Amazonas: Keine Sorge um Sauerstoff – über Artenvielfalt und Klima umso mehr

Inferno im Regenwald: die wichtigsten Irrtümer, Fragen und Antworten

25 Minuten
Aufnahme der Amazonas Brände im August der NASA. Man erkennt die kahlen Flächen und den Rauch.

Die Waldbrände im Amazonas beschäftigen viele Menschen – doch was sind die Hintergründe der Naturzerstörung? Wie dramatisch ist die Lage im Vergleich zu den Vorjahren? Und welche Irrtümer kursieren in sozialen Netzwerken zu den #AmazonFires?

Der Journalist und Biologe Christian Schwägerl schreibt seit vielen Jahren für Medien wie FAZ, GEO, Spiegel Online und Yale E360 über Umweltforschung und Umweltpolitik. Auf Recherchereisen hat er im Amazonas, im Kongobecken und in Indonesien die Gefahren für den tropischen Regenwald aus der Nähe erlebt.

Ursachen der Waldzerstörung: Gewinnung von Weideflächen, Anbau von Soja als Kraftfutter für den Export, Holzprodukte für Möbel, Papier und andere Zwecke.
Eine Straße die durch den Amazonaswald führt.
Mit Straßen wie der Transamazonica wollte die brasilianische Regierung schon in den 1970er Jahren den Amazonaswald zur Ausbeutung erschließen. Entlang solcher Straßen nehmen Rodungen, illegale Brände und Menschenrechtsverletzungen gegen indigene Gruppen zu.
Diagramm kumulierter Verlust von Regenwaldflächen im brasilianischen Teil des Amazonas-Regenwalds, 1977–2018
Zahl der jeweils bis zum 22.August eines Jahres registrierten Brände in Brasilien – 2019 ist der höchste seit 2013 gemessene Wert
Daten: Brazilian National Institute of Space Research (INPE)
Diagramm Jährlicher Verlust von Regenwald im brasilianischen Amazonasgebiet, 1987–2018
Eine Karte auf der die Waldbrände im Amazonasgebiet zwischen 15. und 22. August 2019 eingezeichnet sind.
Waldbrände im Amazonasgebiet zwischen 15. und 22. August 2019
Vier Ausschnitte von NASA-Aufnahmen von Südamerika. In rot sind brennende Flächen markiert. Die verwendete Skala wird von Ausschnitt zu Ausschnitt kleiner. In der 50km Skala zeigt sich, dass es keinen Flächenbränd gibt.
Eine Frage der Skala und der Größe digitaler Marker: Südamerika in der Darstellung des NASA-Feuer-Detektionssystems auf einer Skala von 1000km, 500km, 200km und 50km. Es herrscht also kein Flächenbrand – aber die Lage ist dennoch dramatisch, die Folgen der Brände für Klima, Biodiversität und indigene Kulturen sind katastrophal.
Diagramm der Ausdehnung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes 1977–2018
Die Landkarte zeigt entwaldete Flächen im Amazonasgebiet.
Das Projekt Global Forest Change an der University of Maryland hat zwischen den Jahren 2000 und 2018 die Veränderungen der Waldfläche in Südamerika erfasst. Bestehender Wald ist in Grün eingezeichnet, Verluste in Rot, Zuwächse bis 2012 in Blau und Gebiete, in denen es Zuwächse und Verluste gab, in Rosa. Südlich des Amazonas erstreckt sich das Cerrado-Savannengebiet, in dem es zu besonders schweren Verlusten gekommen ist.
Aufnahme des brennenden Notre Dame.
Das Brand von Notre Dame hat die Weltöffentlichkeit bewegt – doch der tropische Regenwald brennt seit Jahren abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit. Warnungen und Kritik hat es allerdings reichlich gegeben. Sie wurden nur nicht gehört.

Und was hat der brasilianische Präsident Bolsonaro mit der Waldzerstörung zu tun?

Jair Bolsonaro ist sicherlich nicht allein für das verantwortlich, was gerade im Amazonas passiert. Ein ganzes Geflecht einflußreicher Familien, Firmen und Lobbyisten sorgt seit vielen Jahren dafür, dass die Interessen der Soja-, Fleisch- und Holzwirtschaft im Parlament und in der Regierung Gehör finden. Bolsonaro personifiziert allerdings diese Interessen,

Bisherige brasilianische Regierungen haben sich zumindest rhetorisch zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes und seiner indigenen Bewohner bekannt. Es kamen Politiker wie Marina Silva in Regierungsämter, die sich für den Schutz des Regenwaldes engagierten. Seit der rechtspopulistische Politiker im größten Land Südamerikas an die Macht gekommen ist, dreht sich alles rückwärts. Zwar hat Bolsonaro nun angesichts internationaler Kritik demonstrativ seine „Liebe" zum Amazonas zum Ausdruck gebracht. Von allem anderen, was er bisher zum Thema gesagt hat, durften sich Holzfäller und Großgrundbesitzer aber ermutigt fühlen, die Entwaldung wieder massiver voranzutreiben.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro bei einer Militärparade.
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro am 6. Mai 2019 bei einer militärischen Feierlichkeit in Rio de Janeiro.
Karte der Nasa von Südamerika. Brände sind orange, Städte weiß, Wald schwarz und Savanne grau eingezeichnet.
Von der NASA und Partnerinstitutionen erfaßte Waldbrände in Südamerika in der Zeit vom 15.-22. August 2019. Brände sind orange, Städte weiß, Wald schwarz und Savanne grau eingezeichnet.
Diagramm der in Brasilien registrierten Waldbrände im Vergleich zu denen in anderen südamerikanischen Ländern 2013–2019.
Veränderung der Waldfläche im tropischen Afrika in den Jahren 2000 bis 2018
Veränderung der Waldfläche im tropischen Afrika in den Jahren 2000 bis 2018: Bestende Waldflächen sind in Grün, Verluste in Rot. Zuwächse in Blau und Flächen mit Zuwächsen und Verlusten in Rosa eingetragen.
Veränderung der Waldfläche in Indonesien in den Jahren 2000 bis 2018. Die Landkarte zeigt starke Waldverluste.
Veränderung der Waldfläche in Indonesien in den Jahren 2000 bis 2018: Bestehende Waldflächen sind in Grün, Verluste in Rot. Zuwächse in Blau und Flächen mit Zuwächsen und Verlusten in Rosa eingetragen.
Veränderung der Waldfläche in Nordamerika in den Jahren 2000 bis 2018: Vor allem in Alaska wird viel abgeholzt.
Veränderung der Waldfläche in Nordamerika in den Jahren 2000 bis 2018: Bestende Waldflächen sind in Grün, Verluste in Rot. Zuwächse in Blau und Flächen mit Zuwächsen und Verlusten in Rosa eingetragen.
Veränderung der Waldfläche in Russland in den Jahren 2000 bis 2018.
Veränderung der Waldfläche in Russland in den Jahren 2000 bis 2018: Bestende Waldflächen sind in Grün, Verluste in Rot. Zuwächse in Blau und Flächen mit Zuwächsen und Verlusten in Rosa eingetragen.

Eine unangenehme Frage: Haben wir selbst etwas mit der Regenwaldzerstörung in Brasilien zu tun?

Ja, eindeutig. In Brasilien verschwindet der Wald zu einem guten Teil, um Soja für den Export anzubauen – vor allem für die Nachfrage aus China, aber auch für die Tierfütterung in Europa, inklusive Deutschland.

In einem Brief an das Wissenschaftsmagazin Science legten mehr als 600 Forscher im April 2019 dar, dass der Import von Fleisch aus Brasilien allein im Jahr 2011 zu einer Zerstörung von Wald im Umfang von 300 Fußbaldfeldern täglich geführt hat.

In einem Jahr verschwand 2011 für den Export von Fleisch und Futtermitteln in die EU täglich eine Fläche von 300 Fußballfeldern.
Grafik: 27 Fußballfelder nebeneinander.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder.
Dieses Bild zeigt 28 Fussbaldfelder – von 300 Fußballfelder. Denn eine so große Fläche verschwand einer Studie zufolge täglich im Jahr 2011 für die Produktion von Fleisch, das aus Brasilien in die EU exportiert wurde.
Agrar-Drehscheibe Deutschland: Mit Soja aus Brasilien werden in Deutschland Tiere gefüttert. Deren Fleisch wird dann auch nach China exportiert.
20 Millionen bieten die G7-Staaten Brasilien für die Brandbekämpfung, fünf Milliarden Euro zahlt allein die EU an Brasilien pro Jahr für Sojaprodukte.
Fünf Milliarden Euro zahlt allein die EU an Brasilien pro Jahr für Sojaprodukte.
Logo der Dekade für Biodiversität 2011–2020 der Vereinten Nationen.
Logo der Dekade für Biodiversität 2011–2020 der Vereinten Nationen.
Der Plenarsaal der Vereinten Nationen.
Der Plenarsaal der Vereinten Nationen. Ende September 2019 werden Staats- und Regierungschefs zusammenkommen, um darüber zu beraten, wie die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen sind.