„Die Hütte in der Natur bleibt eine Fantasie, auch wenn sie Wirklichkeit geworden ist.“

Vom Vorposten bei der Eroberung der Natur zum Rückzugsort fernab der Zivilisation: Petra Ahne erkundet in ihrem neuen Buch die Welt der Hütten – ein Auszug.

7 Minuten
Einsame Hütte – aber gibt es heute überhaupt noch etwas, das fernab der Zivilisation ist?

AnthropozänReporter

Die Hütte regt die Fantasie an wie kein zweites Haus. Klein, abseits von der Gesellschaft und ihren Werten und Zwängen, rührt sie an etwas, in jedem, der sie ansieht. Sie erzählt von der uralten Erfahrung, einen Raum zu schaffen, der Welt und Natur ausschließt, aber auch von Einsiedlern und Außenseitern, von Not und Überlebenskampf – und immer wieder hält sie ein Versprechen bereit: auf ein anderes, ehrlicheres, naturverbundenes Leben.

In meinem Buch „Hütten – Obdach und Sehnsucht“ habe ich mich auf die Spur der Hütte gemacht und der Fantasien, die sie umgeben. Ich habe mich mit Alexander de Tocqueville und den Blockhütten der amerikanischen Siedler beschäftigt, und mit den Überlebenden einer gescheiterten Antarktis-Expedition, die 1917 monatelang in einem windumtosten Obdach hausten. Ich habe einen Mann getroffen, der seit 55 Jahren allein in einer Hütte lebt und den FBI-Beamten, der als einer der ersten das Holzhaus des Unabomber, eines Öko-Terrroristen, in Montana betrat.

Ich habe in Zeitschriften aus dem 18. Jahrhundert geblättert, die die Hütte auf dem eigenen Anwesen für Momente der Einkehr empfahl und habe die Hüttenträume von damals mit denen von heute verglichen – auch mit meinen eigenen. Denn ich habe selbst eine Hütte gebaut, auf dem Land in Brandenburg. Ich hinterfrage in meinem Buch auch meine Erwartungen an das naturnahe Leben im Grünen – und das schlägt den Bogen zum Anthropozän. Die Hütte markierte früher das Vordringen des Menschen in die Wildnis. Im Anthropozän kehren sich die Verhältnisse um. Was von der Natur bleibt, wird zu Inseln in menschgemachten Landschaften. Heute eine Hütte zu bauen, das verhandelt genau diese neuen Grenzen und Berührungen von Natur und Kultur.

Auch davon handelt der folgende Auszug:

Petra Ahne ist Buchautorin und Mitgründerin des Projekts „AnthropozänReporter“. Sie befasst sich mit den Phänomen, die Natur und Kultur verbinden oder trennen. Ihr erstes Buch handelte von den Wölfen.
Petra Ahne ist Buchautorin und Mitgründerin des Projekts „AnthropozänReporter“. Sie befasst sich mit den Phänomen, die Natur und Kultur verbinden oder trennen. Ihr erstes Buch handelte von den Wölfen.