Ein kleiner tunesischer Streamingdienst will gegen den Giganten Netflix bestehen

Der Streamingdienst Artify sieht in der Corona-Pandemie seine Chance.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
12 Minuten
Screenshot der tunesischen Streaming-Plattform Artify

Sie sind seit einem Jahr am Start, doch durch Corona erst groß geworden. Das Start-Up Artify ist der erste legale Videostreaming-Dienst Tunesiens. Die beiden Gründer wollen eine Bezahlkultur für Kunst fördern und gleichzeitig den Zugang zu Kultur demokratisieren. Wie passt das zusammen?

„Ich weiß gar nicht, um welchen Faktor wir unseren Traffic vervielfacht haben. Aber der Einfluss war für uns ganz klar positiv“, erzählt Omar Machat. Vor einem Jahr hat der 28-jährige Ingenieur mit einem Jugendfreund Artify gegründet. Die erste legale und kostenpflichtige Streaming-Plattform Tunesiens hat während der Coronakrise einen Boom erlebt.

Als das Land Mitte März nach den ersten bekanntgewordenen Covid-19-Erkrankungen das öffentliche Leben massiv einschränkte, profitierte der Streamingdienst davon, dass die Tunesierïnnen zwangsweise zu Hause vor dem Computer oder Handy saßen. Gleichzeitig verlegte das Festival Gabes Cinema Fen, ein regionales Festival in Südost-Tunesien, sein Programm kurzerhand zu Artify ins Internet, wo die Festivalfilme zeitlich begrenzt abrufbar waren. Im traditionell quotenstarken Fastenmonat Ramadan zog nicht nur das Goethe-Institut mit einem kleinen Festival nach, sondern auch der Regisseur Abdelhamid Bouchnak, der die zweite Saison seiner atypischen Erfolgsserie Nouba auf Artify als Replay anbot. Am ersten Tag brach der Server unter der Last von mehreren hunderttausend Anfragen zusammen. Die Serie wurde im Fernsehen und auf der Streaming-Plattform zum großen Hit der Saison.

Ein Monatsabo für den Preis zweier Kaffees

Logo der Streamingplattform Artify und Bild des Mitgründers Omar Machat
Das Ziel von Omar Machat: auch den Bewohner*innen marginalisierter Regionen den Zugang zu Kultur ermöglichen.